STUTGART ZEITUNG
Werner Stiefel
Spektakel „ Aida“ Giuseppe Raffa Operama macht Geld mit Opern
Die Opernhäuser verschleudern Geld, sagt Giuseppe Raffa. Er verdient mit „ Aida “ Geld und sieht sich als Vorreiter eines neuen Opernmarkts. Dieser Markt soll getreu seinem Leitstaz funktionieren, der sich auf einen einfachen Nenner bringen läßt: Gute Kunst sei nur diejenige, die von einem breiten Publikum verstanden und genosen werden kann.
Das herkömmliche Musiktheater sei dazu ungeeignet, weil es viel zu anspruchsvoll sei, meint Raffa. Das moderne Unterhaltungs-Zeitalter verlange nach einer anderen Oper als das 19. Jahrhundert. Es verlange nach einer Form, die der Dirigent und Produzent „ Operama „ nennt und als „Kombination aus Oper und Panorama für einer eine große Masse „erklärt“.
Die biete allen etwas: „Auch Leute, die von der Oper keine Ahnung haben, können reinsitzen, sehen eine wunderbare Bühne, hören eine schöne Musik, und alles bewegt sich wie im Film“
Echte Elefanten und Hunderte von Statisten marschieren bei Giuseppe Raffas „Aida“ durch Schleyer-Halle, 1200 Scheinwerfer leuchten di Szene aus, und 115 Mikrofone übertragen die Stimmen von so bekannten Sängerinnen wie Katia Ricciarelli, Grace Bumbry oder Elena Obraztova ins weite Rund.
„Wir brauchen eine struktur, die fünfmal großer ist als ein Rockkonzert“ , sagt er. 46 Truck transportieren das Material, und…
Allein di Rolle der Aida wurde dreimal besetzt: Um die Stimmen zu schonen, wechseln sich von Abend zu Abend Aprile Millo, Katia Ricciarelli und Galina Kalina ab. „Ich erlaube keine Unterschiede“, wehrt er die Befürchtung ab, es könne dadurch größere Qualitätsschwankungen in den Aufführungen geben.
Der Star sei die Produktion „Aida“ und nicht der Künstler. Natürlich habe jede der drei Sängerinnen eine etwas andere Stimme, aber das ist der ganze Unterschied.
Wenn es nach dem Dirigenten und Produzenten Giuseppe Raffa ginge, dürften die großen und von der öffentlichen Hand hochsubventionierten Opernhäuser nicht mehr länger finanziell unterstützt werden.
Stücke, die Qualität hätten und in der Markt paßten, würden sich auch ohne Zuschüsse durchsetzen. Auf all das, was nur „Spezialisten, Schriftsteller und Kunstphilosophen“ verstünden, so daß es keine Chancen am Markt besitze, könne die Kunstwelt ohnehin verzichten.
Was er vergißt: Viele der schönsten Werke der klassischen Musik fielen bei ihren Uraufführungen durch. Selbst Giuseppe Verdis große Oper „Aida“ konnte nur komponiert werden, weil der ägyptische Staat nach der Eröffnung des Suez-Kanals fernab privater Wagnisse ein gewaltiges Budget für Renommierzwecke verpulverte.
Werner Stiefel