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Süddeutsche Zeitung
Wie einst Karajan
„Nabucco“ unter Giuseppe Raffa in der Olympiahalle
Bunte Bilderwelt: „Nabucco“ Szene in der Münchner Olympiahalle
Seid nett zu Maestro Raffa! Er meint es gut, betrachtet die Oper Gesamtkunstwerk („Operama“ nennt er’s) und führt wie einst Karajan den Taktstock und Regie. Und weil er einigen Geschmack hat (mit ein paar Ausreißern) ist „sein“ Nabucco (heute noch einmal in der Olympiahalle) durchaus ansehnlich bis sehenswert. Und über weite Strecken auch gut anzuhören. „Sein“ Nabucco? Verdis Name ist um zwei Schriftgrade kleiner gedruckt als Giuseppe Raffa. Nun ja, Verdi ist tot und hat schon einen großen Namen. Raffa will mit seiner Truppe die nächsten fünf Jahre um die Welt ziehen, die großen Arenen erobern.
Die Zuschauer sitzen rund um die Bühne, bestaunen von allen Seiten die großen Aufmärsche, ein Pferd und die bunte Bilderwelt samt den pyromanischen Neigungen des Regisseurs. Zum Schluß wissen sie, daß die babylonische Gefangenschaft so schlimm nicht gewesen sein kann: Es war eher ein offener Strafvollzug.
In Mittelpunkt steckt unter einer großen flachen Pyramide das Orchester, aus dem ein paar Violinbögen herausragen – und der weißgekleidete Maestro. Jeder Sänger soll ihn sofort sehen – und das Publikum auch.
Das Orchester klingt manchmal berauschend voll dann wieder kammermusikalisch elegant, leider aber auch zuweilen total verfremdet: Die Begleitung zum Gefangenenchor hört sich in den ersten Takten an wie von einer Ziehharmonika gespielt.
Und die Sänger? Mikrophone helfen, wie man weiß, nicht nur schwachen Stimmen. Sie decken auch kleinste Unsicherheiten gnadenlos auf und machen alle stimmtechnischen Finessen transparent.
In Raffas Produktion hören wir viele erstklassige Sänger – und selbst die Zweitbesetzungen sind noch überdurchschnittlich gut. Ob man die Lautsprecher nicht doch um ein paar Dezibel zurücknehmen sollte?
HANS RIEH
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